Stadtbaustein Weismain
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Ein Studierendenprojekt in Kooperation mit der TU München
Auf Initiative und Einladung von Bundestagsabgeordneter Emmi Zeulner beschäftigt sich die Fakultät für Architektur der Technischen Universität München (Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren) unter Leitung von Prof. Florian Nagler im Sommersemester 2019 mit einem Leerstands- und Umnutzungsprojekt in der kleinen oberfränkischen Stadt Weismain. Seit Semesterbeginn arbeiten 35 Studierende bereits an den ersten Entwürfen. Bei einem Vor-Ort-Besuch sollen weitere Erkenntnisse gewonnen werden.
Pünktlich um 12:00 Uhr mittags, bei strahlendem Sonnenschein und begleitet vom wilden Glockenläuten der Pfarrkirche St. Martin treffen die Studierenden der TU München mit dem Reisebus in Weismain ein! Könnte es ein besseres Omen geben?
Vor Ort werden die angehenden Architekten und Stadtplaner herzlich von Bürgermeister Udo Dauer und Bundestagsabgeordneter Emmi Zeulner begrüßt. Die beiden bedankten sich, auch im Namen der Weismainer Bürger, bei allen Studierenden für das große Interesse an diesem tollen Projekt und freuen sich gespannt auf viele kreative Ideen. Im Anschluss führte Andrea Göldner von der Stadtverwaltung Weismain die jungen Menschen durch ihre Heimatstadt und vermittelte ihnen dabei spannendes Hintergrundwissen.
Besonderes Augenmerk legt sie dabei auf das Areal um die leerstehenden Gebäude der ehemaligen Brauerei Obendorfer, welche sich in direkter Nähe zum Kolpinghaus befinden.
Aber auch das Fuchsareal, das denkmalgeschützte Rathaus und natürlich die fast vollständig erhaltene Stadtmauer mit Grüngürtel stehen auf dem Programm.
Nach der Mittagspause geht es weiter im Kastenhof. Andrea Göldner fasst die planerischen Entwicklungen der letzten 10 Jahre zusammen. Sie präsentiert eine Zusammenfassung des „ISEK – des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts“ für die Stadt Weismain, welches nun umgesetzt werden soll.
Die Aufgabe des ISEK ist es, aus Bestandserhebungen und deren Analyse Konzepte für die zukünftige Entwicklung von Einzelhandel, Gewerbe und Verkehr und deren Harmonisierung mit einer sensiblen Innenstadt mit historischer städtebaulicher Anlage und Bausubstanz für die Stadt Weismain auszuarbeiten. Das Stadtentwicklungskonzept basiert auf der engen Zusammenarbeit von Fachplanern und Betroffenen (Bürger, Wirtschaft, Handel, Gewerbe, Gastronomie etc.). Es soll die strategisch langfristige Entwicklung der Stadt stärken.
Schon im November 2018 hatten die Weismainer Bürger zusätzlich im Kontext eines moderierten Kreativworkshops weitere Wünsche und Ideen für die Weismainer Zukunft zusammengetragen. Diese möchten sie den Studierenden mit auf den Weg geben.
Patricia Yasmine Graf (Designerin aus Aachen) vermittelt den jungen Menschen die vielfältigen, kreativen Ergebnisse der Bürgerbeteiligungs-Workshops im Rahmen eines 45-minütigen Impulsvortrages mit anschließender Diskussion.
Die Bürger wünschen sich vor allem eine belebtere Innenstadt, weniger Leerstände, mehr Nachtleben und echte Begegnungsorte.
Ein mögliches Leuchtturmprojekt könnte die Gründung einer Genossenschaft für Kultur & Begegnung in einer leerstehenden Brauerei darstellen. Ein multifunktionaler Raum für Ausstellungen, Events und zum Feiern in Kombination mit Gastronomie, Co-Working-Bereich und individuell gestalteten Hostelzimmern. Ein solcher Ort könnte auch in Verbindung mit neuen Wohnformen (wie z.B. einem Mehrgenerationenhaus) entwickelt werden.
Aber auch ein kleiner gemeinsam betriebener Dorfladen mit wechselnden und vielseitigen Angeboten könnte einen neuen Platz in einem bisher leerstehenden Ladenlokal finden.
Im nächsten Schritt ist die Durchführung weiterer moderierter Kreativ-Workshops geplant, um die einzelnen Bausteine konkreter auszuarbeiten. Gemeinsam sollen die tatsächlichen Bedarfe ermittelt werden, um anschließend eine Arbeitsgruppe zu bilden, welche in der Lage ist, die Ideen selbstständig weiter zu entwickeln.
Am Nachmittag strömen die jungen Akademiker noch einmal in die Innenstadt, um eigenständig Erkundungen zu machen. Es wird viel diskutiert, fotografiert, skizziert und Maß genommen.
Die Gebäude der ehemaligen Brauerei Obendorfer und auch das Kolpinghaus dürfen im Zuge einer Begehung von innen besichtigt werden.
Mit vielen gesammelten Eindrücken steigen die jungen Stadtplaner gegen 17:00 Uhr wieder in den Bus zurück nach München. Bis zur Zwischenprüfung am 26.06.2019 gibt es viel zu tun. Die Aufgabenstellung an die Studierenden lautet konkret:
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AUFGABE „Stadtbaustein Weismain“ Projekt Master 15 ECTS
Nordöstlich der Stadtmauer erstreckt sich das größte Sanierungsgebiet der Stadt, das Betriebsgelände der ehemaligen Brauerei Obendorfer. Die Brauereigebäude stehen weitgehend leer, die Gaststätte ist noch geöffnet.
Das Entwicklungskonzept sieht hier den Abbruch und eine Neuordnung des ca. 7000 m2 großen Areals (inkl. Kolpinghaus) vor. Auf diesem Areal in direkter Nähe zu Stadtgraben, Marktplatz und Kirche soll ein neues Bürgerhaus errichtet werden. Alle im markierten Baufeld liegenden Gebäude dürfen abgebrochen werden. Die Gaststätte zum Kolpingplatz hin muss erhalten werden.
Im neuen Bürgerhaus sollen die Stadthalle und das Kolpinghaus und das Pfarrzentrum zusammengefasst sowie zusätzlich Räume für Vereine untergebracht werden. Aufgrund der Größe des Areals ist eine Kombination mit Wohngebäuden wünschenswert. Hier sollten vor Ort fehlende zeitgemäße Wohnformen angeboten werden. Die angemessene Größe der Baukörper soll im Entwurfsprozess erarbeitet werden. Die direkte Lage am Stadtgraben bietet vielfältige Möglichkeiten, die zugehörigen Freiräume mit dem Grünraum des Stadtgrabens zu verweben. Auch eine Vernetzung mit den Arealen Kastenhof und Fuchsbräu ist wünschenswert.
Die innerstädtische Lage mit direkter Nähe zu Marktplatz und Kirche fordert eine Bebauung, die über ein situatives Einpassen in den bestehenden Stadtkörper die Anziehungskraft des Zentrums stärken und die Innenstadt beleben soll.
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RAUMPROGRAMM
- Bürgerhaus – ein Saal für Veranstaltungen (max. 199 Personen), dazugehörig Foyer, Garderobe, Küche, Stuhllager, Instrumentenlager, Aufenthalt für Künstler, Sanitäranlagen, Müllraum
- Räume für Vereine (z.B. Blasmusik)
- Multifunktionsräume (z.B. Mutter-Kind-Gruppe)
- Räume für die Kolpingfamilie
- Pfarrzentrum
- Wohngebäude
- zeitgemäße Wohnformen für Einzelpersonen, junge Familien und Senioren.
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LEISTUNG
In einem ersten Schritt werden Konzepte für eine städtebauliche Grundordnung und Strategie erwartet. Der individuelle Entwurf soll sich vor allem durch die Modelle ausdrücken.
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MODELLE
Erstellen Sie ein gemeinschaftliches Umgebungsmodell im M 1:500 und zeigen Sie darin Ihr individuelles Gebäude im Stadtraum. Nehmen Sie dazu fotografisch Fassaden und dazugehörige Referenzmaße vor Ort auf. Dieses Modell versteht sich als erste Aufgabe zur Analyse des Orts mit seinen topografischen, vegetativen und baulichen Strukturen und Eigenschaften. Hierfür sind individuell Einsatzplatten in der Größe des Umgriffs mit den Entwürfen anzufertigen.
Fertigen Sie ein detailliertes Schnittmodell im M 1:50 an, in dem Sie die eigentümlichste Raumsequenz Ihres Entwurfs darstellen.
Modellerscheinung und Fügung soll die tatsächliche Materialwahl und Konstruktion zumindest andeuten. Die Modelle sollen anschließend in einer Ausstellung in Weismain gezeigt werden.
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PLÄNE
Zeigen Sie alle relevanten Grundrisse, Schnitte und Ansichten im M 1:100. Die Städtebauliche Setzung stellen Sie in einem Lageplan als Dachaufsicht M 1:500 dar.
Fertigen Sie außerdem eine aussagekräftige Schnittzeichnung M 1:50 zur Darstellung der Konstruktion an.
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BILDER
Fertigen Sie mindestens eine Innenraumperspektive an, welche die räumlichen Qualitäten als Zusammenspiel von Raum, Konstruktion, Material und Licht zeigt.
Fertigen Sie eine Außenraumperspektive an, welche den architektonischen Ausdruck ihres Gebäudes und den Bezug zum Stadtraum zeigt.
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KONTAKT
Fakultät für Architektur – Technische Universität München
Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren
Univ. Prof. Florian Nagler
Arcisstraße 21
D-80333 München
Fon: +49.89.289.22484
Fax: +49.89.289.23882
http://www.lek.ar.tum.de/ -
PRESSE & ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Begleitet wurde der Tag auch durch einige mediale Vertreter des Obermain-Tagblatts, des Bayerischen Rundfunks und des Regionalfernsehens.
Mehr Information:
https://www.obermain.de/lokal/altenkunstadt-burgkunstadt-weismain/art2415,741867© Bild + Text: Copyright by Patricia Yasmine Graf / HOTEL TOTAL Kreativ- und Eventagentur UG, Aachen